Seefahrt eine reine Männersache?

Fest in der Hand von bärtigen Haudegen

und knurrigen Kapitänen?

Zum Glück ist das schon lange nicht mehr so. Ganz besonders in der Traditionsschifffahrt waren Frauen von Anfang an ein so selbstverständlicher Teil der Besatzung und Schiffsführung, dass es beinahe nicht extra erwähnt werden müsste. Aber Klischees und Vorurteile sind hartnäckig. Deshalb stellen wir stellvertretend für alle anderen mal vier Skipperinnen vor, die schon viele Jahre Traditionssegler über das Meer führen, Kommandos geben, die in den Mast klettern, die takeln, spleißen, auf der Werft Seepocken vom Rumpf kratzen, kalfatern oder malen.

ALEX

Sie kam über ihren Beruf als Bootsbauerin an die Schlei und durch ihre segelnde Familie als Gast in den Museumshafen Kappeln. Und da hat sie angedockt. Auf dem Colin-Archer-Nachbau „Rollo“ segelte sie viele Jahre bis in die entlegensten Ecken der Ostsee und nach Schottland. Auf dem Katamaran „Ly“ war sie mehrere Jahre in der Karibik. Mit ihrer jahrzehntelangen Erfahrung als Seglerin ist sie bis heute leidenschaftliche Skipperin auf der „Rollo“. Und lebt den Wahlspruch des Schiffes „Segeln hilft“. Sie liebt die Auszeit an Bord, die kleinen Fluchten, bei denen man aus allem raus ist, sich nur noch an Wind und Wetter orientiert. „Der Alltag entfernt sich“, sagt sie. „Da reichen meist schon ein paar Tage.“ Reisen, ankommen, Gemeinschaft, das ist es, was sie fasziniert.

LAURA

Schon als Kind ist sie fast jeden Sommer begeistert auf dem Segelboot ihrer Patentante mitgesegelt und hat mit sechs Jahren den Opti-Schein gemacht. Während des Studiums kaufte sie sich dann das erste eigene kleine 5m-Boot. „Der Schritt von Land aufs Schiff bedeutete für mich immer Freiheit“, sagt sie. Vor acht Jahren fuhr Laura als Gast auf „Albin Köbis“ mit und war sofort so fasziniert von den alten Schiffen, dass sie gleich voll einstieg. Als Bootsfrau und bei allen Arbeiten am Schiff war sie seitdem dabei. Seit 2020 ist sie Miteignerin der „Engelina“, einem holländischen Plattbodenschiff, auf dem sie wohnt und mit Gästen über die Ostsee schippert. 

SONJA

Als Lehrerin vor einer Schulklasse zu stehen, fühlte sich für sie ziemlich schnell nicht mehr richtig an. Und weil segeln schon ihr ganzes Leben im Mittelpunkt gestanden hatte, lernte sie den Beruf der Segelmacherrin. Sieben Jahre lang restaurierte sie den Gaffelkutter „Albin Köbis“ und erkundete anschließend damit die Häfen der gesamten Ostsee. Schließlich entwickelte sich der Gedanke, ein Schiff ganz nach den eigenen Vorstellungen neu zu bauen. So entstand Anfang der Zweitausender Jahre die „Adelante“, mit der sie bis 2023 lange Reisen im Norden machte, unter anderem nach Schottland, Finnland, zu den Lofoten und den Hebriden. Jetzt hat sie nochmal ganz neu angefangen. 

2023 erwarb sie die Holsteinische Jagt „Mejsen“.

TINA

Tina begann mit dem Segeln auf Jollen während des Studiums in Berlin. Über einen Freund ergab sich die Gelegenheit beim Flensburger „Grog-Törn“ auf dem Ewer „Maria Af von Hoff“ mitzusegeln. Es war Liebe auf den ersten Blick. Nach vielen anschließenden Törns war klar, dass sie ein eigenes Schiff haben wollte. „Nur mit der Verantwortung als Eignerin und Skipperin kann ich wirklich lernen ein Schiff zu führen“, war ihre Devise. Als sie beruflich in Hamburg landete kaufte sie ihr erstes Schiff und baute schließlich 1994 den Schokker „Rana“ mit dem sie einige Jahre mit Gästen segelte. Nebenher verdingte sie sich als Segellehrerin, machte Überführungstörns vom Mittelmeer und aus der Karibik zurück nach Deutschland und unternimmt seit vielen Jahren immer wieder längere Einhandtörns.